Die Soja Kontroverse

 

 

Genauso gut, wie man eine omnivore ("normale") Ernährung mit Sojaprodukten ergänzen kann, so kann man in einer veganen Ernährung auch darauf verzichten.

Und dennoch wird Soja überwiegend mit dem Veganismus verbunden und Vorurteile gegen Soja gelten mit als Grund, warum man eine vegane Ernährungweise nicht einmal ausprobieren sollte.

 

Diesen Vorurteilen werden wir jetzt Stück für Stück auf den Grund gehen :)

Für wen ist Soja schädlich?

Für Menschen mit einer Soja Allergie oder für Säuglinge, da diese in den ersten sechs Monaten am besten nur Muttermilch bekommen sollten.

Organisationen wie die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) oder die Academy of Nutrition and Dietetics erwähnen Soja in ihren Ernährungsempfehlungen oder zeigen Untersuchungen zu den gesundheitlichen Vorteilen von Soja-Isoflavonen. Nicht eine der großen Ernährungs- oder Krebsgesellschaften rät davon ab, Sojaprodukte zu konsumieren.

Behauptung: Soja zerstört den Regenwald

80% der weltweiten Sojaernte werden als Futter für Tiere verwendet und nur ca. 2% landen bei uns auf dem Teller in Form von Tofu oder Sojamilch. Die restlichen 18% werden als Sojaöl verwendet, also für den Konsum als Pflanzenöl aber vor allem auch als Zusatzstoff in Convenienceprodukten oder in der Kosmetik- oder Autoindustrie.

Die EU-Länder verwendeten 2013 gemeinsam etwa 31 Millionen Tonnen Soja, davon wurden jedoch nur ca. 1,1 Millionen Tonnen auch in Europa produziert. Um die restlichen 29,9 Millionen Tonnen auch in Europa anzubauen, würde man die Fläche von ganz Österreich benötigen, weshalb es aus anderen Ländern importiert wird.

Also geht der überwiegende Teil der Sojaernte als Futtermittel in die Intensivtierhaltung oder andere Wirtschaftszweige.

Keiner der gängigen Hersteller von Sojaprodukten in Deutschland, Österreich und der Schweiz bezieht Soja aus Regenwaldgebieten.

Ihnen ist ein möglichst regionaler Anbau sehr wichtig und auch so gut wie alle Produkte die man hier kaufen kann, wie Sojamilch, Tofu, Sojajoghurt etc. werden in Deutschland, Österreich oder Frankreich angebaut.

Behauptung: Soja ist genmanipuliert

Ein großer Anteil der weltweiten Sojaernte ist gentechnisch verändert. Dieser geht aber auch überwiegend in die Intensivtierhaltung oder andere Wirtschaftszweige.

Alle Lebensmittel, die für den direkten menschlichen Verzehr bestimmt sind, müssen in Europa deutlich gekennzeichnet werden, wenn sie GMOs (gentechnisch veränderte Organismen) enthalten.

Dadurch kann man als Veganer den Konsum von GMOs sehr gut selbst beeinflussen und es ist davon auszugehen, dass in Deutschland in keinem veganen Lebensmittel gentechnisch verändertes Soja verarbeitet wurde.

Da es aber keine Kennzeichnungspflicht gibt für Produkte von Tieren, die mit GMOs gefüttert wurden, weiß man als Mischköstler beim Kauf konventioneller tierischer Lebensmittel nicht automatisch, ob Gentechnik im Spiel ist.

Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bekommen die meisten "Nutztiere" in Deutschland Futter, das mit Gentechnik in Berührung gekommen ist. Daher kann man dann nur durch den ausschließlichen Verzehr biologischer Produkte garantiert gentechnikfrei essen, denn die europäischen Bio-Richtlinien verbieten GMOs in der gesamten Erzeugungskette tierischer und pflanzlicher Lebensmittel.

Behauptung: Soja verursacht Brustkrebs

Laut der British Dietetic Association ist es belegt, dass „Sojaprodukte von allen Personen innerhalb der Bevölkerung ebenso wie von Männern und Frauen mit Brustkrebs konsumiert werden können".

Viele negative Effekte entstanden nur durch Zellstudien und Tierexperimente mit isolierten Isoflavonen in hohen Dosen. Daraus kann man aber keine Rückschlüsse ziehen, inwiefern sich vollwertige Sojaprodukte auf den menschlichen Körper auswirken.

Die Zusammenfassung „Is soy consumption good or bad for the breast?“ zeigt beispielsweise, dass Frauen bei lebenslangem moderaten Sojaverzehr ein verringertes Brustkrebsrisiko haben als Frauen, die Soja nicht regelmäßig oder in sehr geringen Maßen essen.

Denn Sojabohnen enthalten kein Östrogen, sondern so genannte Phytoöstrogene namens Isoflavone.Diese können das Brustkrebsrisiko verringern und eine antiöstrogene Wirkung haben.

Allein 1 Tasse Sojamilch (240 ml) kann das Risiko eines wiederkehrenden Brustkrebs bereits um 25% verringern.

Zudem hilft Soja sogenannte Wächtergene zu aktivieren, die Krebs unterdrücken und die DNA parieren können, wodurch Brustkrebsbetroffene bessere Überlebenschancen haben.

Wie auch im Beitrag "Risikofaktor Milch" beschrieben, kommt Kuhmilch oft von trächtigen Kühen, damit diese dauerhaft Milch geben. Diese Milch enthält allerdings viele Hormone, vor allem Östrogene. Wissenschaftler der Harvard University sehen den hohen Östrogengehalt im Zusammenhang mit hormonbedingten Krebserkrankungen beim Menschen. In Japan beispielsweise stiegen in den letzten 50 Jahren parallel zum Milchkonsum auch die Zahlen der Neuerkrankungen an Prostatakrebs.

Behauptung: Soja verweiblicht Männer

In einer 2010 erschienen Metaanalyse mit 15 placebo-kontrollierten Experimenten und 32 weiteren Reports konnte gezeigt werden, dass sich kein signifikant negativer Effekt von Soja oder isolierten Soja-Isoflavonen auf den Testosteronspiegel und andere Parameter der Fruchtbarkeit feststellen lies.

Negative Auswirkungen traten erst bei unnatürlich hohen Mengen auf, was nichts mehr mit einer ausgewogenen Ernährung zu tun hatte, wie beispielweise der Versuch 85% der täglichen Gesamtkalorienzufuhr allein über Sojaprodukte zu decken.

Fazit:

Sojaprodukte wie Sojamilch, Tofu, Tempeh, Edamame oder Sojajoghurt können ohne Bedenken täglich gegessen werden. Zum Beispiel 250ml Sojamilch zum Frühstück und 150g Tofu zum Mittagessen.

Eine gesunde vegane Ernährung kann aber auch vollkommen ohne Sojaprodukte auskommen.

Quellen:

  • Rittenau, Niko: Vegan-Klischee ade! - Wissenschaftliche Antworten auf kritische Fragen zu veganer Ernährung. 6. Auflage, Ventil Verlag  UG & Co. KG, Mainz, 2019, Seiten 357-398
  • Greger, Michael: How not to die - Entdecken Sie Nahrungsmittel, die Ihr Leben verlängern und bewiesenermaßen Krankheiten vorbeugen und heilen. 9. deutsche Auflage, Narayana Verlag, 2016, Seiten 180-182.

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